Mediationsexpertin zum Ukraine-Konflikt: An bestimmten Punkten ist kein Kompromiss möglich
Tetiana Kyselova ist Expertin für Mediation, Friedensbildung und Konfliktlösung. Sie arbeitet für die Stiftung Swisspeace in Basel und ist Professorin an der Nationalen Universität der Kyiv-Mohyla Akademie in der Ukraine, an der sie das Forschungszentrum für Mediation und Dialog gegründet hat.
Der klassische Ansatz für Friedensmediation funktioniere nicht im Zusammenhang mit der russischen Aggression, sagt die Mediationsexpertin Tetiana Kyselova der Frankfurter Rundschau. Das hänge vor allem damit zusammen, dass es kein Nachgeben bei territorialen Verletzungen geben könne, weil ansonsten das Signal an die Aggressoren ausgesendet werde, sie könnten mit Gewalt Land gewinnen. Deshalb funktionieren laut Kyselova die üblichen deeskalierenden Mediationsregeln im Ukrainekonflikt nicht. Vielmehr forderten auch die Mediatorinnen und Mediatoren Waffenlieferungen, damit die Ukraine sich gegen die territorialen Angriffe wehren könne. Gleichzeitig sei Präsident Selenskyj verhandlungsbereit. Kyselova wies zudem darauf hin, dass es in der Ukraine immer häufiger zu Konflikten komme, weil es zwischen Kriegsflüchtlingen und der Bevölkerung zu Verteilungsauseinandersetzungen komme.
Die Centrale für Mediation hatte am 14. Juni 2023 ommunity of Practice of Ukrainian Mediators and Dialogue Facilitators" (CoP) mit dem Sokrates-Preis ausgezeichnet. Bei diesem Zusammenschluss von mehr als 25 Organisationen aus allen Bereichen der ukrainischen Zivilgesellschaft handelt es sich um ein nach Kriegsbeginn gegründetes Netzwerk von Dialogexperten, das ein breites Spektrum an Aktivitäten abdeckt: Von Gemeinschaftsdialogen in Gemeinden über die psychosoziale Unterstützung von Geflüchteten sowie die Organisation von mobilen Teams für die Arbeit mit traumatisierten Menschen bis hin zu Familienmediation reagieren die Verantwortlichen spontan, pragmatisch und professionell auf den jeweiligen Bedarf vor Ort.