Gute Mediation statt Pille gegen Ängste bei Windkraft

Windparks entwickeln verlangt auch gekonnte stetige Kommunikation – ob zwischen Projektakteuren oder Anwohnern und Investoren. Emotionen bremsen, hinter vordergründigem Streit verdeckte Interessen klären, gute kommunikative Ebenen schaffen und Transparenz über das herstellen, was zur Diskussion steht und was nicht: Das sind gemäß den Mediationsexperten Gisela Kohlhage und Matthias Bruhn die entscheidenden Schachzüge in der Spielkunst der Windparkkommunikation.

Die beiden professionellen Dienstleister vermittelten auf einem Windenergie-Treffen in Hannover in einem moderierten Erfahrungsaustausch mit interessierten Juristen, Windparkprojektexperten, Gutachtern und Investoren die Vielfalt von zu klärenden Konflikten und Widerständen. Diese entstehen beim Aushandeln der Interessen an einem geplanten Windparkstandort verlässlich, so lautete eine weitere und für die Beteiligten wenig überraschende Erkenntnis aus dem Erfahrungsaustausch mit den Mediatoren.

Es gebe keine Pille gegen Ängste, kommentierte Kohlhage das häufige Kommunikationsproblem bei Anwohnerängsten. Doch gute Mediation als Vermittlung von Interessen und Perspektiven begreife Emotionen als Königsweg, um Bedürfnisse hinter der vordergründigen Kritik an Windparkprojekten sichtbar werden zu lassen. Als Beispiel, wie falsche Debatten die wirklichen Konflikte verbergen, berichtete eine Runde von Grundstücksinhabern, die fehlende Rückbaustandards monieren, aber tatsächlich ihr Land nicht mit der eigentlichen Turbine bestückt sehen wollen und es vielmehr als Abstandsfläche zur Verfügung stellen würden.

Wie mit Totalverweigerern an einem Austausch über ein Bauvorhaben umzugehen ist, thematisierte eine der drei Runden ebenfalls. Wichtig ist, die Sorgen ernst zu nehmen, und nicht nur so zu tun. Alles andere wäre, böse ausgedrückt „Akzeptanzbeschaffung“, stellte Mediatorin Kohlhage klar. Wichtig sei es im Umgang gerade auch mit Totalverweigerung, Beteiligungsprozesse in unterschiedlichen Formaten anzubieten und das jeweilige Mitgestaltungspotenzial klar zu benennen: Infoveranstaltungen, in denen die Teilnehmenden nur zuhören und in einem festgelegten Frageblock womöglich noch Fragen stellen können. Abstimmungsveranstaltungen zur Wahl von Optionen. Erörterungsrunden, um Optionen zu bestimmen. Auch Veranstaltungen, die über mögliche Ausgleichsmaßnahmen für Natur- oder Anwohnerschutz verhandeln lassen, seien denkbar, sagte ihr Berufskollege Bruhn.



Verlag Dr. Otto Schmidt vom 11.06.2024 12:48
Quelle: www.erneuerbareenergien.de v. 23.5.2024

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