Wissenschaftspreis

Mediations-Wissenschaftspreis 2022

Preisträgerin Dr. Judith Stelbrink mit Laudator RA Dr. Andreas Hacke

Ausgezeichnet wurde Dr. Judith Stelbrink für ihre Dissertation "Das Singapur-Übereinkommen über Mediation unter besonderer Berücksichtigung der Umsetzungsperspektive für das deutsche Recht", im Frühjahr 2023 im Mohr Siebeck-Verlag erschienen. Die Arbeit widmet sich der im internationalen Rechtsverkehr bedeutenden Frage der Vollstreckbarkeit von Mediationsergebnissen nach dem Singapur Übereinkommen über Mediation. Dabei untersucht die Autorin, ob und wenn ja wie die Regelungen des Singapur Übereinkommens auch für Deutschland anwendbar gemacht werden könnten und sollten. Laudator Dr. Andreas Hacke würdigte die Themenwahl als besonders relevant für die Entwicklung der Mediation. Denn konkreten potentiellen Mediationsparteien nütze allein die berühmte Statistik nichts, nach der die meisten Mediationsergebnisse freiwillig befolgt werden. Vielmehr wollten diese, bevor sie sich mit viel Aufwand auf eine Mediation einlassen, wissen, was ihr Mediationsergebnis wert sein wird, wenn ihre Gegenpartei sich entgegen der Statistik nicht freiwillig daran halten sollte und deshalb die zwangsweise Durchsetzung erforderlich sei. Darüber hinaus überzeugte die Jury die "geradezu kommentarhafte" Behandlung aller zentralen Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Übereinkommen. Die "Arbeit ist handwerklich erstklassig gearbeitet und leistet durch ihre Themenwahl und ihre Ergebnisse zugleich einen wichtigen und unmittelbar nützlichen praktischen Beitrag für die Mediation in Deutschland und Europa", so das Resümee des Laudators.

 


 

Bisherige Preisträger:

Mediations-Wissenschaftspreis 2020

Mit dem Mediations-Wissenschaftspreis 2020 wurde Dr. Clemens Bushart für dessen Dissertation "§ 278a ZPO als Schnittstelle zwischen Gerichtsverfahren und außergerichtlicher Mediation - Eine Untersuchung richterlichen Verweisungsverhaltens" ausgezeichnet. In der Laudatio hob Dr. Andreas Hacke die Arbeit hervor, die sprachlich, methodisch und wegen ihres interdisziplinären Ansatzes überzeugt habe. Bushart führte eine qualitative empirische Untersuchung der Verweisungspraxis von Richtern anhand von zehn empirischen Interviews durch und unterbreitet Gesetzgeber und Praxis verschiedene Verbesserungsvorschläge. Wenn § 278a ZPO quasi der "Motor" für die stärkere Nutzung der Mediation in bereits gerichtsanhängigen zivilrechtlichen Streitigkeiten darstellt, habe Bushart, so das fulminante Urteil der Jury, mit seiner Arbeit quasi den Turbolader dazu entwickelt.



Preisträger Dr. Clemens Bushart mit Dr. Andreas Hacke (Laudator), Prof. Dr. Lars Kirchhoff (Vors. Jury) u. Dr. Karen Engler (Leitung Centrale für Mediation) v.l.n.r.

 


Mediations-Wissenschaftspreis 2018

Mit dem Wissenschaftspreis 2018 wurde David Loschelder für seine herausragende Dissertationsschrift "Intergroup Conflict and Third-Party Intervention - Social Identities at the Negotiation Table" ausgezeichnet. Die Arbeit setzt bei der Beobachtung an, dass Intergruppenverhandlungen regelmäßig zu suboptimalen Ergebnissen führen und es zudem an evaluierten Interventionsmethoden fehlt. Der Autor entwickelt in seiner Arbeit eine Methode, mit der Vermittler in Verhandlungen und Mediationen die gemeinsame, übergeordnete Identität der Gruppenvertreter fördern können, um dadurch zu konsens- und beziehungsorientierten Lösungen zu kommen. Er bezeichnet seine Methode als Common Identity Mediation ("CIM"). Ansatzpunkt ist die Förderung eines doppelten Identitätsgefühls bei den Repräsentanten von interdependenten Subgruppen: "doppelt" meint die Identifikation mit der Eigengruppe und zugleich mit der übergeordneten Gruppe, der die streitenden Subgruppen angehören. Ausschlaggebend für die Vergabe des Wissenschaftspreises an Loschelder waren gleichermaßen Forschungsfrage und Vorgehensweise: der Autor hat sich einem - theoretisch und praktisch - sehr relevantem Thema gestellt; ebenso beeindruckend aber ist die ausgefeilte, multimethodische Wirkungsforschung: Loschelder hat die Studien so klug konzipiert und durchgeführt, dass tatsächlich eine Strukturähnlichkeit mit praktischen Verhandlungssituationen vorliegt. Dabei ist es ihm gelungen, eine so große Anzahl einzubeziehen, dass moderne statistische Auswertungsverfahren anwendbar sind.

 


Mediations-Wissenschaftspreis 2016

Der Mediations-Wissenschaftspreis ging in 2016 gleichberechtig an zwei Preisträger. Dr. Martin Fries wurde für seine Habilitationsschrift "Verbraucherrechtsdurchsetzung, die an der LMU München betreut wurde, ausgezeichnet. Das Thema steht rechtspolitisch auf der Tagesordnung, wobei naturgemäß der Bedarf nach wissenschaftlicher Grundlegung für die Diskussion groß ist. Die Grundlegung unternimmt Fries in seiner Habilitationsschrift. Er behandelt die beiden Säulen Justiz und ADR in ihrer jeweiligen Bedeutung insgesamt und damit das bedeutende Forschungsfeld des sog. Dispute System Design. Fries wurde 2010 bereits für seine Dissertation "Mediation ohne Mediator" mit dem Mediations-Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

Ebenfalls mit dem Mediations-Wissenschaftspreis 2016 prämiert wurde Dr. Torsten Soffner für seine Dissertation "Mediation im Sozialrecht", betreut an der Leibniz Universität Hannover. Die Arbeit ist dem noch weitgehend unbehandelten Bereich der Mediation im sozialverwaltungsrechtlichen Verfahren im Verhältnis zwischen Bürgern zu Sozialbehörden gewidmet. Die grundlegende Arbeit schließt eine wissenschaftliche Lücke und kann damit auch als Pionierstudie auf dem Gebiet bezeichnet werden.

 


Mediations-Wissenschaftspreis 2014

Der Mediations-Wissenschafts-Preis 2014 wurde gleich zweimal verliehen.
Dr. Felix Wendenburg wurde für seine Dissertation "Schutz der schwächeren Partei in der Mediation" ausgezeichnet. Die Arbeit betreute die Buccerius Law School. Sie untersucht erstmalig systematisch die strukturell ungleich gewichtete Verhandlungsmacht der Konfliktparteien. Wendenburg setzt sich in seiner Arbeit mit mediationsspezifischen Schutzaspekten auseinander und befürwortet die Einführung eines neuen Schutzelement: Der fakultativen Beratung der schwächeren Partei in der Mediation durch einen Rechtsanwalt, oder wahlweise ein 14-tägiges Widerrufsrecht der Mediationsvereinbarung. Wendenburg erläutert, wie sich der Schutz der schwächeren Partei in der Mediation in bereits heute existierende Regelungen im Zivilrecht einfügen ließe und schließt seine Arbeit mit einem konkreten Normierungsvorschlag.

Ebenfalls mit dem Mediations-Wissenschafts-Preises 2014 prämiert wurde Dr. Kai Monheim. Er wurde für seine Disseration "The impact of process management on multilateral negotiations: An analysis of UN negotiations on climate change, world trade, and biosafety." ausgezeichnet. Die London School of Economics and Political Science betreute diese Dissertation. Monheimuntersucht in seiner Arbeit den Einfluss der Gestaltung von Verhandlungsprozessen auf die Wahrscheinlichkeit einer Einigung in den Verhandlungen - unter anderem anhandvon über 60 Interviews mit Teilnehmer des UN-Klimagipfel Kopenhagen 2009, des WTO-Gipfel in Seattle 1999und des UN-Gipfel zu Biologischer SicherheitCartagena 1999.

 


Mediations-Wissenschaftspreis 2011


Wissenschafts-Preisträgerin Dr. Nikola Friedrich mit dem Juryvorsitzenden Prof. Dr. Horst Eidenmüller


Mit dem Mediations-Wissenschaftspreis 2011 wurde die Münchnerin Nikola Friedrich für ihre Dissertation "Mediation in der Sozialgerichtsbarkeit" ausgezeichnet. Die Arbeit wurde am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in München betreut und untersucht die sozialgerichtliche Mediation in ihrer konflikttheoretischen, verfassungs- und prozessrechtlichen Bedeutung. Die Verfasserin erörtert die Besonderheiten der Konflikte in der Sozialgerichtsbarkeit und vergleicht das übliche sozialgerichtliche Verfahren mit der sozialgerichtlichen Mediation. Im Mittelpunkt des Vergleichs steht die Bedeutung der Verfahrensgerechtigkeit. Zur Frage, wie die sozialgerichtsinterne Mediation in den Gerichtsalltag implementiert werden kann, entwickelt die Verfasserin detaillierte und konkrete Vorschläge.

 


Mediations-Wissenschafts-Preis 2010

Mit dem Mediations-Wissenschafts-Preis 2010 wurde der Münchner Assessor Martin Engel für seine Dissertation "Collaborative Law - Mediation ohne Mediator" ausgezeichnet. Engel untersucht die Einsatzmöglichkeiten des in den USA entwickelten Verfahrens innerhalb des deutschen Rechtssystems. Es handelt sich um die erste deutschsprachige Monographie zu der hierzulande noch weitgehend unbekannten Thematik. In den USA ist das Verfahren insbesondere in Familiensachen heute gängige Praxis. Inhaltlich handelt es sich beim Collaborative Law um ein ADR-Verfahren im Geiste der Mediation, bei dem die beteiligten Parteien in mediativen Sinne verhandeln. Verhandlungsspielraum wird vor allem dadurch erreicht, dass Parteianwälte darauf verzichten, ihre Parteien im Falle des Scheiterns der Verhandlungen bei Gericht zu vertreten.



Mediations-Wissenschafts-Preis 2009

Die Jury hat sich in diesem Jahr entschieden, den Wissenschaftspreis nicht zu verleihen.

 



Mediations-Wissenschafts-Preis 2007

Preisträgerin des Mediations-Wissenschafts-Preises 2007 ist Rechtsanwältin Dr. Ulla Gläßer. Sie wurde für ihre Dissertation zum Thema "Mediation und Beziehungsgewalt" ausgezeichnet. Gläßer hat ein methodisch anspruchsvolles und wissenschaftlich herausragendes Konzept für das in der Praxis bislang nicht befriedigend gelöste Problem entwickelt, wie die Methoden der Mediation für die Aufarbeitung von Beziehungsgewalt fruchtbar gemacht werden können. Gläßer ist der Mediationsszene bereits seit vielen Jahren als Autorin zahlreicher Fachartikel sowie als Referentin bekannt. Sie war maßgeblich am Aufbau des Modellprojekts der Mediationsstelle Frankfurt/Oder sowie des Masterstudiengangs Mediation an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder beteiligt, den sie als Mitglied der akademischen Leitung und als Referentin gegenwärtig mit betreut. Daneben ist Gläßer seit 2003 als Partnerin in der von ihr mit gegründeten Kanzlei für Mediation als praktizierende Mediatorin in Berlin tätig.

 



Mediations-Wissenschafts-Preis 2006

In diesem Jahr wurde Oliver Märker für seine Dissertation "Online-Mediation als Instrument für eine nachhaltige Stadt- und Regionalplanung. Eine qualitative Untersuchung zur internen und externen Relevanz online-mediierter Verfahren" ausgezeichnet. Märker arbeitet in der Abteilung "Wissen und Kommunikation" am Fraunhofer Institut für Autonome Intelligente Systeme. Er beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Relevanz online-gestützter Beteiligungsverfahren und gehört u.a. zu den Gründungsmitgliedern der Initiative e-Partizipation und des Berliner Fraunhofer e-Governement Zentrums.

 


Mediations-Wissenschafts-Preis 2005

Preisträger des Mediations-Wissenschafts-Preises 2005 ist Dr. Armin Hutner. Er wurde für sein Werk "Das internationale Privat- und Verfahrensrecht der Wirtschaftsmediation" ausgezeichnet.
In seiner Arbeit untersucht Hutner Kollisionsregeln, die auf die Mediationsvereinbarung, den Mediatorvertrag und den Mediationsvergleich Anwendung finden. Er stellt besondere Problemstellungen internationaler Wirtschaftskonflikte dar und erarbeitet Hinweise für eine interessengerechte vertragliche Ausgestaltung grenzüberschreitender Mediationsverfahren. Zugleich nimmt er zu aktuellen Gesetzgebungsverfahren auf dem Gebiet der Mediation Stellung.

 


Mediations-Wissenschafts-Preis 2004

Die unabhängige Jury hat den diesjährigen Mediations-Wissenschafts-Preis Dominic Busch von der Europa-Universität Viadrina für seine Dissertationsschrift "Interkulturelle Mediation" verliehen.
Die Arbeit von Dominic Busch stellt in erster Linie einen richtungsweisenden Beitrag zum Thema "Interkulturelle Kommunikation" dar. Sie ist darüber hinaus aber auch für theoretische und praktische Überlegungen im Anwendungsbereich "Mediation" von wichtiger Bedeutung. Dominic Busch gibt einerseits einen Überblick zu den wichtigsten Vorüberlegungen des relativ neuen Praxisbereichs "Interkulturelle Mediation" und hinterfragt andererseits kritisch den Stand der Vorarbeiten und benennt Forschungsaufgaben, die erst noch zu bearbeiten sind, um diesen ständig an Bedeutung gewinnenden Praxisbereich wissenschaftlich zu fundieren.

 


Mediations-Wissenschafts-Preis 2003

In diesem Jahr hat die unabhängige Jury erneut zwei Preisträger für ihre herausragenden Arbeiten ausgezeichnet.

Dr. Marietta Birner, Rechtsanwältin, ist für ihre Dissertation "Das Multi-Door Courthouse - Ein Ansatz zur multi-dimensionalen Konfliktbehandlung" ausgezeichnet worden.
Das Werk analysiert die gerichtsangebundene Konfliktbehandlung anhand von unterschiedlichen Modellen des Multi-Door Courthouse, die sich in den USA herausgebildet haben. Funktionsweise, Qualität und Effizienz des Multi-Door Courthouse sowie die Einbindung der Institution in Gerichtsverfahren werden anhand von Fällen aus der Praxis dargestellt, analysiert und auf die Übertragbarkeit in das deutsche Rechtssystem überprüft.

Dr. Torsten Schoen, Rechtsanwalt, ist für seine Dissertation "Konfliktmanagementsysteme für Wirtschaftsunternehmen - Aus deutscher und US-amerikanischer Sicht" ausgezeichnet worden. Schoen ist seit 2002 als Mitarbeiter des Office of The Legal Adviser im Kosovo tätig.
Ausgehend von den Erfahrungen in den USA werden in der Arbeit die Möglichkeiten deutscher Unternehmen untersucht, ihr Konfliktmanagement effizienter zu gestalten. Der Autor schreitet das gesamte Spektrum von Instrumenten der gütlichen und streitigen Beilegung von Konflikten ab und gibt der Praxis wertvolle Handreichungen für präventive Regelungsmaßnahmen und die Implementierung von Konfliktmanagementsystemen in Unternehmen.

 



Mediations-Wissenschafts-Preis 2002

Die Jury hat sich in diesem Jahr entschieden, den Wissenschaftspreis nicht zu verleihen.

 


Mediations-Wissenschafts-Preis 2001

Die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten hat die unabhängige Jury in diesem Jahr dazu veranlasst, zwei Preisträger auszuzeichnen:

PD Dr. phil. Petra Ahrweiler, Arbeitsstelle Medien und Politik an der Universität Hamburg, für ihre Habilitationsschrift "Informationstechnik und Kommunikationsmanagement - Netzwerksimulation für die Wissenschafts- und Technikforschung".
Ahrweiler leitet verschiedene wissenschaftliche Forschungsprojekte zum Thema Kommunikations- und Konfliktmanagement in wissensbasierten Organisationen. Das Buch stellt eiin formales Verfahren zur Integration von differenten Theorien bzw. konzeptuellen Strukturen vor, das Chancen und Grenzen von Theorienkooperationen aufzeigt. Mit seinen Möglichkeiten der Netzwerksimulation kann das entwickelte Verfahren auch die Konflikt-Kommunikation in sozialen Netzwerken der modernen Wissens- und Technologieproduktion unterstützen.

Dr. Andreas Hacke für seine Dissertation "Der ADR-Vertrag - Vertragsrecht und vertragliche Gestaltung der Mediation und anderer alternativer Konfliktlösungsverfahren". Hacke arbeitet u.a. am centrumfür verhandlungenund mediation der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.
Mit der vorliegenden Arbeit ist versucht worden, die Veranstaltung von außergerichtlichen Verfahren zur Beilegung zivilrechtlicher Streitigkeiten als Zusammenspiel vertraglicher Beziehungen darzustellen, diese vertraglichen Beziehungen zu identifizieren und zu qualifizieren, sowie eine Hilfestellung für die vertragliche Gestaltung solcher Verfahren zu geben.

 


Mediations-Wissenschafts-Preis 2000

Markus Troja M.A. erhielt den mit DM 5.000 dotierten Preis für seine Dissertation "Umweltkonfliktmanagement und Demokratie. Zur Legitimation kooperativer Konfliktregelung in der Umweltpolitik". Troja ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Horst Zilleßen an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Mitarbeiter der Mediator GmbH, Zentrum für Umweltkonfliktforschung und -management in Oldenburg. Als Mediator, Moderator und Trainer in Mediation hat er mehrjährige Erfahrung in der Vorbereitung und Durchführung von Mediationen im Umweltbereich. Er hat Lehraufträge zu Umweltpolitik und Umweltökonomie an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg und hält regelmäßig Vorträge und Seminare zur Mediation.